ICE der Deutschen Bahn: „Bitte aussteigen, die Fahrt endet heute außerplanmäßig hier.“

Die Deutsche Bahn will endlich wieder öfter nach Plan fahren – und testet dazu gerade eine extreme Maßnahme: Hat ein ICE zu viel Verspätung, dreht er einfach um. (Infos von der WirtschaftsWoche)

Stell dir vor, du sitzt in einem ICE mit ziemlich viel Verspätung. Das ist schon ärgerlich genug. Aber statt dich wenigstens ans Ziel zu fahren, sagt der Zugchef plötzlich durch: „Bitte aussteigen, die Fahrt endet heute außerplanmäßig hier. Dieser Zug fährt jetzt wieder zurück.“

Bahn Verspätungen: ICE-Züge sollen umdrehen

Was kaum vorstellbar erscheint, ist zwischen Köln und Dortmund bereits Realität. Die Bahn testet auf dieser Strecke genau das. Die Idee dahinter: Dreht ein extrem verspäteter Zug früher als geplant wieder um, kommt er auf dem Rückweg wieder in den regulären Fahrplan.

Den Plan soll sich Ronald Pofalla ausgedacht haben. Der ist Vorstand bei der Deutschen Bahn und im Unternehmen für die Infrastruktur zuständig, also für alles was mit Schienen, Oberleitungen und Zügen zu tun hat. Genau da gibt es gerade große Probleme.

+++ 5 Gründe, warum die Bahn ständig zu spät kommt +++

Denn die Bahn hat vereinfacht gesprochen zu wenig Gleise und zu wenige funktionsfähige Züge für viel zu viele Fahrgäste und Verbindungen. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass die Züge immer mehr Verspätung haben. Im Moment sind gerade mal 72 Prozent der ICEs und Intercitys pünktlich. Das ist ein miserabler Wert.

Ist ein Zug extrem verspätet, wirkt sich das auf den gesamten Fahrplan aus. Denn wenn er viel zu spät am Ziel ankommt, kann er auch nicht pünktlich wieder in die andere Richtung zurück fahren. Es folgen zahlreiche weitere Verspätungen und nicht erreichte Anschlüsse. Wenn du häufig Bahn fährst, kennst du das als „Verzögerungen im Betriebsablauf“.

Bahn-Strecke zwischen Köln und Dortmund: „NRW-Banane“ ist überlastet

Zwischen Köln und Dortmund ist das besonders oft passiert. Bahn-Mitarbeiter nennen die Strecke liebevoll „NRW-Banane“, wegen der lang gezogenen Kurvenform. Auf dem rund 100 Kilometer langen Abschnitt fahren 40 Prozent mehr Züge als für einen stabilen Bahnbetrieb vorgesehen sind. Jeder verspätete Zug hat Folgen für andere Züge.

Noch in diesem Jahr werde der Test auf der NRW-Banane „in den Echtbetrieb gehen“, heißt es bei der Bahn. Zwischen Fulda und Mannheim soll ein ähnlicher Versuch im April 2019 in den Live-Betrieb umgestellt werden.

Die Bahn ist überzeugt, dass davon insgesamt mehr Fahrgäste profitieren. Dafür nimmt das Unternehmen in Kauf, dass sich manche Passagiere noch mehr ärgern müssen. Ein Beispiel: Ein ICE von Berlin nach Düsseldorf kommt extrem verspätet in Duisburg an. Dadurch kann er nicht pünktlich zurück nach Berlin Rollen. Der Zug endet in Duisburg und kann von dort pünktlich in die Gegenrichtung fahren.

„Circa 80 Fahrgäste haben von Duisburg gute Alternativen zur Weiterfahrt nach Düsseldorf. Im Gegenzug haben mehr als 500 Reisende einen pünktlichen Zug aus NRW in Richtung Berlin“, erklärt das Unternehmen auf Anfrage der WirtschaftsWoche. „So werden in Summe die Verspätungen für eine Vielzahl an Fahrgästen vermieden und der Zugverkehr insgesamt deutlich stabilisiert."

Statistisch gesehen komme die vorzeitige Wende im Schnitt auf der Strecke von Berlin nach Düsseldorf 1,5 Mal pro Woche vor. Doch noch spricht die Bahn von Pilotphasen in „einem frühen Stadium“.

Quelle: https://orange.handelsblatt.com/artikel/...QH1SvwlTq0ysEGA