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Mehr Lärm durch Züge trotz Schutzwand

Nach dem Umbau des Bahnknotens Merseburg stehen in der Stadt Lärmschutzwände. Nun sagen Anwohner, dass es lauter als zuvor ist. Ursache sind höhere Zuggeschwindigkeiten.

Seit dem Neubau der Bahnanlagen Merseburgs ist es in der Stadt wesentlich lauter geworden. So ist jedenfalls das Empfinden vieler Merseburger im Westen der Stadt. „Ich wohne fernab jeder Bahnstrecke, bisher immer ruhig. Das änderte sich schlagartig“, schreibt eine Leserin per E-Mail. Sie sieht als Ursache ausgerechnet die neuen Lärmschutzwände, die den Schall eher weit verteilten als eindämmen würden. Mittlerweile sei es so, dass sie nachts keine Fenster mehr öffnen könne, weil es so laut sei, schreibt die Frau. Ob leere Güterzüge, alte Zugbremsen oder laute Dieselloks - „alles nimmt man derzeit in vielen Teilen der Stadt wahr, als würde man direkt neben dem Bahnhof stehen“, so die MZ-Leserin.

Kein Verständnis

Ähnlich sehen es andere Merseburger, wie eine kurze Umfrage an einem Supermarkt westlich der Bahnstrecke ergab. Henri Matthes wohnt in der Erzberger Straße und empfindet es ebenfalls so, dass es in den vergangenen Wochen lauter geworden ist. „Vor allem die Güterzüge höre ich jetzt im Schlafzimmer, das war früher nicht so“ sagt der 26-Jährige. Er kann nicht verstehen, wie es trotz Lärmschutzwand lauter als vorher sein kann.

Die für den Bau verantwortliche Deutsche Bahn verweist bei Anfragen immer wieder auf ein Schallschutzgutachten aus dem Jahr 2010. Dieses sei die Grundlage für den Bau der Schallschutzwände, die in Merseburg insgesamt auf einer Strecke von zwei Kilometern errichtet worden sind. Damals sei wie üblich über einen Monat Zeit für Einwände von Seiten der Anwohner gewesen, so die Bahn. Das Unternehmen ist rechtlich also auf der sicheren Seite. Den lärmgeplagten Merseburgern nützt das nichts.

„Wie soll man ein Gutachten als einfacher Mann anfechten, ich habe doch keine Ahnung von Schallschutz“, fragt Rudolf Ocker rhetorisch. Der arbeitslose Maler hat die Bauarbeiten der vergangenen Monate genau verfolgt und sich gewundert, dass an einigen Stellen keine Lärmschutzwände errichtet wurden. In der Rosa-Luxemburg-Straße fehlen die grauen Wände beispielsweise. „Es ist doch klar, dass dort dann der Lärm durchkommt“, so Ocker.

Die Deutsche Bahn war gestern zu keiner Stellungnahme bereit, der zuständige Sachbearbeiter nicht zur Stelle. Das Thema sei aber bekannt, man kümmere sich darum, so eine Sprecherin. Auch Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) ist das Thema bekannt. Er selbst wohnt in der Eisenbahnstraße und hört den Lärm ebenfalls. „Ich bin zwar selten zu Hause, doch man kann schon sagen, dass es lauter geworden ist“, so Bühligen. Seiner Meinung nach liegt dies vor allem an den höheren Geschwindigkeiten der Züge. Unterdessen habe die Stadt bei der Bahn eine schriftliche Anfrage gestellt. Derzeit warte man noch auf eine Stellungnahme des Unternehmens, so der Oberbürgermeister.

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MZ